Heilige Megapixel, Batman! Was für eine Zeit, um im E-Commerce zu sein! Während wir noch damit beschäftigt waren, uns über KI-generierte Produkttexte zu wundern („Dieses T-Shirt umarmt Ihren Körper wie ein sanfter Sommerregen“), rollt bereits die nächste Revolution auf uns zu – und dieses Mal trifft es die Produktfotografen mitten ins Herz!
Tschüss Studio, hallo Prompt-Engineering
Stellt euch vor: Kein mühsames Buchen von Models mehr. Keine Lichtsetups, die so kompliziert sind wie der letzte IKEA-Schrank, den ihr zusammengebaut habt. Keine endlosen Diskussionen darüber, ob das Produkt nun zwei Millimeter nach links oder rechts gerückt werden sollte. Stattdessen sitzt ihr gemütlich vor eurem Rechner, tippt ein paar kreative Anweisungen ein und – TADAA! – schon habt ihr ein Bild, das aussieht, als hätte ein professionelles Team einen ganzen Tag daran gearbeitet.
Genau das ist die neue Realität mit ChatGPT 4.0, und die Ergebnisse sind… nun ja, manchmal brillant und manchmal verstörend. Aber immer interessant!
Sechs Stellige Einsparungen? Ernsthaft?
Erik Reintjes, Co-Gründer des Farbhandels Miss Pompadour, hat auf LinkedIn verkündet, dass sein Unternehmen durch KI-generierte Raumbilder bereits „einen 6-stelligen Betrag pro Jahr“ einspart. Ich wiederhole: SECHSSTELLIG! Das ist das Kind einer Fotografin und eines Buchhalters – ein Traum-Team sozusagen.
Wenn ihr jetzt denkt: „Das klingt zu schön, um wahr zu sein“ – ihr seid nicht allein. Denn natürlich hat die Sache einen Haken. Oder besser gesagt: mehrere fehlende Finger. Die KI hat nämlich noch ihre Tücken, wenn es um anatomische Details geht. Aber hey, wer braucht schon alle zehn Finger, um eine Farbdose zu halten?
Wie funktioniert der Zaubertrick?
Der Prozess ist kinderleicht und fast schon unverschämt simpel:
- ChatGPT 4.0 öffnen
- Ein Foto eures Produkts hochladen
- Einen Prompt eingeben wie: „Erstelle mir ein Bild, auf dem ein junges Model mit lockigen Haaren dieses T-Shirt in einem hippen Café trägt, während es verträumt aus dem Fenster schaut“
- Zurücklehnen und staunen, was die KI ausspuckt
Ich habe das selbst ausprobiert, und die Ergebnisse waren… sagen wir… interessant. Manchmal bekommt man ein erstaunlich realistisches Bild, manchmal sieht das Model aus, als wäre es der uneheliche Nachwuchs von Salvador Dalí und einem Alien.
Die rechtliche Grauzone – oder: Warum Gandalf keine Wandfarbe verkaufen darf
Bevor ihr jetzt losrennt und eure gesamte Produktfotografie durch KI-generierte Bilder ersetzt, solltet ihr wissen: Hier lauern einige rechtliche Fallstricke, die tückischer sind als die fehlenden Finger.
KI-generierte Bilder sind zwar grundsätzlich nicht urheberrechtlich geschützt und dürfen frei genutzt werden. Aber sobald Markenlogos ins Spiel kommen, wird es heikel. Diese dürft ihr nur verwenden, wenn ein berechtigter Zusammenhang besteht – etwa wenn ihr autorisierter Händler seid.
Und dann ist da noch die Sache mit den Prominenten oder bekannten Figuren. Ein KI-generierter Gandalf, der eure Wandfarbe anpreist? Leider nein. Das verletzt Persönlichkeitsrechte – egal ob es sich um eine reale Person oder eine fiktive Figur handelt.
Und als Sahnehäubchen auf dem rechtlichen Minenfeld: Ab Mitte 2026 müsst ihr KI-generierte Inhalte sogar entsprechend kennzeichnen, wie Kommentator „cf“ unter dem Originalartikel anmerkt. Also lieber jetzt schon damit anfangen, sonst droht eine Menge Nacharbeit!
Die unbequeme Wahrheit über KI-Bildgenerierung
Während Unternehmensvertreter jubeln und von Kosteneinsparungen schwärmen, gibt uns Kommentator Karl Ranseier einen ernüchternden Einblick in die Realität des KI-Bildpromptings:
„Man sollte mal mit der Bildgenerierung spielen. Einfach um sich zu wundern, was das Ding alles verbocken kann,“ schreibt er und liefert gleich ein Beispiel: „Wir stehen am Ufer eines Sees von ca. 50 x 50 Meter Fläche. Am anderen Ufer sehen wir, wie ein Jäger auf eine Ente anlegt.“
Was die KI daraus macht? Der Jäger steht plötzlich mitten auf dem See. Oder die Ente liegt bereits mit Rotkohl auf dem Teller. Oder der Jäger versucht, mit einem Raketenwerfer zu jagen. Vielleicht steht er auch hüfthoch in einem Meer aus Enten. Oder in Papageien. Es könnte auch sein, dass unerwartet die Titanic oder Nessie auftaucht…
„Ich bin mir jedenfalls recht sicher, dass man schneller ist, wenn man einfach den Jagdschein macht und die Ente selber schießt,“ fasst Karl trocken zusammen. Und das, bevor die KI einem mittendrin erklärt, dass man vermutlich gegen irgendein Recht verstößt oder sie „für heute keine Lust mehr hat“.
Die Zukunft der Produktfotografie – eine vorsichtige Prognose
Trotz aller Kinderkrankheiten: Die Technologie entwickelt sich rasant weiter. Was heute noch nach einem surrealistischen Albtraum aussieht, könnte morgen schon fotorealistisch sein. Reintjes selbst ist überzeugt, dass die Probleme mit den fehlenden Fingern und falschen Beschriftungen „schon in einem Jahr“ der Vergangenheit angehören könnten.
Was bedeutet das für die Zukunft?
- Für kleine Shops: Eine Chance, mit deutlich geringerem Budget professionell wirkende Produktpräsentationen zu erstellen
- Für Fotografen: Zeit, sich auf kreative Nischen zu konzentrieren, die KI (noch) nicht bedienen kann
- Für Konsumenten: Schwierigere Unterscheidung zwischen echten und generierten Bildern
- Für Models: Vielleicht weniger Jobs für Katalogproduktionen, aber weiterhin Bedarf für authentische Markenkommunikation
Fazit: Experimentieren ja, aber mit Augenmaß
Die neue Bildgenerierung von ChatGPT ist definitiv ein spannendes Werkzeug für Online-Händler. Sie kann Zeit und Geld sparen, kreative Möglichkeiten eröffnen und den Weg für innovative Produktdarstellungen ebnen.
Aber wie Karl Ranseier so schön sagt: „Nutzt KI, man kann tolle Sachen damit machen. Aber man sollte dringend selber wissen, was einem da erzählt wird.“
Mein Tipp: Fangt klein an. Experimentiert mit der Technologie. Nutzt sie für Szenarien, die sonst zu aufwendig oder teuer wären. Aber verlasst euch nicht blind darauf und behaltet immer die rechtlichen Rahmenbedingungen im
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